Nach vielen langen Arbeitsnächten war es nun endlich soweit. Das deutsche Rennen der Formula Student Rennserie fand in Hockenheim statt. Wenige Testkilometer, einige Probleme vor dem Event und ein großer Haufen Vorfreude war die Ausgangslage bevor es nach Hockenheim ging. Nachdem am Montagabend die letzten Handgriffe vollbracht waren, ging es um 23.50 Uhr noch schnell in den Rewe um Proviant zu kaufen. Nach einer ausgiebigen Vesperaktion fuhr dann die Truppe Kranert, Werdich und Schreiner im Partytouran an den Hockenheimring. Nach der Ankunft, irgendwann um 3 Uhr morgens, wurde dann der Einstein Campingplatz bezogen. Unsere beiden Projektleiter haben einen recht guten Platz auf C3 rausgesucht, da C2 leider schon voll war.
Am Dienstag reisten dann die restlichen Teammitglieder an und der LKW brachte das Equipment + Rennwagen. Gegen Spätmittag wurde dann die Box bezogen und erstmal alles für die Rennwoche vorbereitet.
Am Mittwoch stand dann „Scrutineering“ auf dem Plan. Beim ersten Anlauf kamen wir leider nicht durch, aber die Probleme waren zu meistern und mit einer Nachtschicht lief auch alles glatt. Ebenfalls wurde an diesem Tag das Panoramafoto gemacht, auf dem alle Teams mit ihrem Rennwagen abgebildet sind.
Nach dem zweiten Anlauf bei der „Tech Inspection“ ging alles gut und wir konnten direkt weiter zum „Tilt Table“, „Noise Test“ und schlussendlich zum „Brake Test“. Somit stand uns nichts mehr im Wege um auf das Testgelände zu gehen und unsere Fahrer, die zum Teil ihre erste Fahrt im Rennwagen machten, ein Gefühl für das Auto entwickeln konnten.
Nach dem Test gab es allerdings schon das erste Problem. Die unteren Querlenker versagten am Gewinde an der Anbindung und das Gewinde knickte schließlich ein. Nach einer ausgiebigen Problemlösungsphase und Gesprächen mit den Judges wurde ein Plan entwickelt, wie wir bis zum nächsten Tag alles wieder flott bekommen. Nach einer weiteren Nachtschicht war dies auch der Fall.
Somit musste man morgens nur noch kurz zum Rescrutineering und konnte dann auch schon am ersten Event teilnehmen. Das Motto war: Durchkommen und Punkte sammeln. Die erste Zeit war für einen Pianogang gut. Der Fahrer fühlte sich wohl und wollte den anschließenden Run fahren. Doch nach dem Wechsel in den zweiten Kreis, kurz vor der gewerteten Runde, schoss er nur noch tangential aus dem Kreis heraus. Bis auf die Leute, die in der Dynamik Area waren, wusste keiner, was passiert ist. Als wir dann den Wagen aus diesem Bereich draußen hatten, wurde klar, dass das Umlenkgetriebe kaputt ist. Bei genauerer Betrachtung in der Box, stellte sich heraus, dass der Bolzen des Umlenkgetriebes abgeschert ist, weil das eingeleitete Lenkmoment einfach zu groß war.
Bei genauerer Begutachtung des Fahrwerks stellte sich heraus, dass die oberen Querlenker das gleiche Problem hatten, wie die unteren. Ohne viel Zeit zu verlieren wurden die Boxen durchfragt, ob jemand dieses oder ein ähnliches Umlenkgetriebe auf Ersatz hat. Da sich allerdings keines fand, wurde kurzer Hand beschlossen, dass bei der Firma ein identisches geholt wird. Anschließend machte man noch einen Abstecher nach Ulm, um das Umlenkgetriebe aus dem 2010er Fahrzeug sowie andere Lenkungsteile mitzunehmen. Am späten Abend wieder in Hockenheim angekommen wurde dann bei einer dritten Nachtschicht alles eingebaut. Am Tag später sollten nur noch einzelne Teile verbaut werden, die noch bei der Nachbearbeitung waren. Dies dauerte allerdings viel zu lange und somit konnten wir weder am Acceleration noch am Autocross teilnehmen. Es hat gerade noch so gereicht, um durch ein weiters Rescrutineering zu kommen. Somit stand fest, dass wir die ersten waren, die beim Endurance, dem finalen Rennen, starten werden. Das Ziel war ebenfalls einfach nur durchkommen, da dieses Rennen am meisten Punkte gab. Allerdings konnten wir nach der Hälfte beim Fahrerwechsel nicht mehr weiter fahren, da die Bremse nicht mehr dicht war und sich hinten rechts die Radmutter aus ungeklärten Gründen gelöst hatte.
Nach all diesen Problemen fragt man sich, warum so was passieren konnte? Gut, diese Frage ist berechtigt. Aber am Ende wird man immer feststellen, dass hinter jedem Teil ein Mensch sitzt. Das Auto wurde in einem 2 Jahresplan gebaut. Im ersten Jahr waren viele im Praxissemester und der damalige harte Kern hat die Hochschule verlassen. Einiges an Wissen ging verloren, ein neues Auto wurde komplett entwickelt und dazu einiges an neuen Innovationen mit eingebracht. Allerdings ließen sich auch ein großer Teil der Leute nicht mehr blicken, die für die Falsch konstruierten und nicht ausgelegten Teile verantwortlich waren. Somit blieb es auf dem bestehenden Team sitzen und wir mussten das irgendwie handhaben.
Fakt ist aber, dass es falsch wäre, nach einem Schuldigen zu suchen. Wir haben unser Lehrgeld gezahlt, wir müssen die Probleme im Hinterkopf behalten, damit wir diese nicht wieder machen und unsere Energie in die Vorbereitungen für Italien stecken, damit wir dort noch etwas reißen.
Für die kommende Saison wird sich auf jeden Fall einiges Teamintern ändern, damit wir 2013 durchstarten können.
Als Fazit ist zu sagen, dass die gesamte Woche trotzdem ein Erfolg war. Es gab interessante Gespräche mit den Judges und Leuten aus dem Ingenieursberufsalltag, neue Kontakte wurden zu anderen Teams geknüpft und der Teamzusammenhalt unseres Teams hat sich immens gestärkt.
Deshalb gilt zu sagen, Dankeschön an alle, die dieses Rennwochenende zu dem gemacht haben, was es war!
Mit dem Spruch „Sicherheitsfaktor KLEINER 1“ wünsch ich euch noch ein schönes Wochenende.
Cheers Daniel